Studien

Allgemeines

 
SPeADy [spiːdi] ist die Kurzform für „Study of Personality Architecture and Dynamics” – zu Deutsch “Studie der Persönlichkeitsarchitektur und -dynamiken“ – und steht für ein längsschnittliches Forschungsprojekt, das kontroverse psychologische Fragen wie „Was ist die Persönlichkeit?“, „Was macht unser Denken, Fühlen und Handeln so einzigartig?“ und „Wie sehr werden die Unterschiede in der Persönlichkeit durch unsere Umwelt und Gene beeinflusst?“ zu beantworten sucht.
 
Das grundlegende Ziel unserer Studien ist ein tiefes Verständnis von dem, was uns als Individuen im Kern einzigartig macht und warum wir uns in unserem Fühlen, Denken und Handeln voneinander unterscheiden. Im Alltag sprechen wir häufig von verschiedenen „Eigenschaften“ oder „Charakterzügen“, bezeichnen Person X als „introvertiert“ und Person Y als „unbekümmert“. So sind wir bei der Beschreibung von anderen oder uns selbst immer wieder, mehr oder weniger bewusst, mit dem beschäftigt, was im Fachbereich der sogenannten Differentiellen Psychologie als „Persönlichkeit“ beschrieben und erforscht wird. Unser Forschungsteam möchte untersuchen, was genau den Kern dieser „Persönlichkeit“ ausmacht und ein Modell entwickeln, mit dem wir die sehr unterschiedlichen Persönlichkeiten von Menschen möglichst gut beschreiben können. Außerdem wollen wir verstehen, wie sich unsere Persönlichkeit im Laufe unseres Lebens verändert und inwieweit die Unterschiede zwischen Menschen durch ihre Umwelt oder durch ihre Gene bedingt sind.
 
Um den damit zusammenhängenden wissenschaftlichen Anspruch erfüllen zu können, bedienen wir uns eines Projektplans, der sich in zwei Studien teilen lässt: Die Altersgruppen-Studie und die Zwillingsfamilien-Studie. Beide Studien laufen parallel und sind für sechs Jahre (2016-2021) geplant. Hierzu werden verschiedene Teilnehmerinnen und Teilnehmer insgesamt drei Mal in einem 2-Jahres-Rhythmus in Form eines Fragebogens zu Persönlichkeitseigenschaften, Einstellungen, Interessen und weiteren wichtigen Merkmalen befragt. Unser Fragebogen umfasst eine ganze Reihe verschiedener Perspektiven auf die Persönlichkeit,  die sich alle darauf beziehen, wie die Teilnehmenden sich selbst, ihre Einstellungen, Ziele und Interessen wahrnehmen. Wir fragen danach, wie die Studienteilnehmenden sich in verschiedenen Situationen erleben, welche Position sie zu verschiedenen Themengebieten einnehmen, wie ihre Ziele für ihr weiteres Leben aussehen und vieles mehr (siehe hierzu auch Forschung).
 
Die Datenerhebung ist für die Jahre 2016-17, 2018-19 und 2020-21 geplant und soll insgesamt ca. 800 Zwillinge plus Angehörige in der Zwillingsfamilien-Studie und etwa 2.000 Teilnehmende plus Bekannte in der Altersgruppen-Studie umfassen. Erfasst werden unter anderem Persönlichkeitseigenschaften im engeren Sinne (HEXACO-PI-R und BFI-2), selbstbezogene Konzepte (z.B. RSES, EI4, ASKU, SWLS und HSWBS), Motive, Ziele und Interessen (UMS, AI und SIT), moralische Grundhaltungen und Werte (MFQ-21 und PVQ-57-RR) sowie Religiosität (Z7). Zudem werden zum zweiten und dritten Messzeitpunkt Lebensereignisse erfragt, welche in dem Zeitraum zwischen den Erhebungswellen erlebt wurden. Das DFG-Forschungsprojekt startete im Herbst 2015 an der Universität Bielefeld und erhielt im Frühjahr 2017 einen zweiten Standort an der MSB Medical School Berlin. In Folge der Neuberufung des Projektleiters Prof. Dr. Christian Kandler sind beide Teilstudien, die Zwillingsfamilien-Studie und die Altersgruppen-Studie, seit Januar 2019 an der Universität Bremen angesiedelt.
 
 
 

Die Altersgruppen-Studie

In unserer Altersgruppen-Studie wollen wir untersuchen, wie sehr verschiedene Persönlichkeitseigenschaften, Einstellungen, Interessen und andere Aspekte der Persönlichkeit sich im Laufe unseres Lebens verändern, und in welchen Altersbereichen mehr, und in welchen Bereichen weniger, Veränderungen stattfinden. Dafür soll eine repräsentative Stichprobe von Jugendlichen und Erwachsenen verschiedener Altersgruppen angesprochen werden.

In jeder der Altersgruppen beginnend ab dem Alter von 14 Jahren sollen mindestens 150 Teilnehmende befragt werden. Darüber hinaus ist die Auskunft zweier nahestehender Personen (Partner oder Freunde) erforderlich, welche die teilnehmende Person zusätzlich einschätzen sollen, um die Intersubjektive Objektivität und Validität der Persönlichkeitserfassung zu erhöhen. 

Die Datenerhebung der dritten und letzten Welle ist nun abgeschlossen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die an der wissenschaftlichen Weiterverarbeitung unserer Forschungsdaten als Scientific Use File für eigene Forschungsfragen interessiert sind, wenden sich bitte mit unserer ausgefüllten Datennutzungsvereinbarung und einer kurzen Darstellung des Projektvorhabens an: ckandler@uni-bremen.de

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Die Zwillingsfamilien-Studie

Mit unserer Zwillingsfamilien-Studie wollen wir der Frage nachgehen, wie sehr die Unterschiede in verschiedenen Persönlichkeitscharakteristiken genetisch veranlagt, d. h. durch unser Erbgut bestimmt sind, und wie sehr sie von der Umwelt, in der wir aufwachsen und leben, beeinflusst werden.

Ziel dieser Teilstudie ist die Befragung von insgesamt 400 eineiigen und 400 zweieiigen Zwillingen. Zusätzlich sollen Partnerinnen und Partner sowie Eltern und Kinder der Zwillinge, sofern verfügbar, befragt werden.

Die Datenerhebung der dritten und letzten Welle ist nun abgeschlossen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die an der wissenschaftlichen Weiterverarbeitung unserer Forschungsdaten als Scientific Use File für eigene Forschungsfragen interessiert sind, wenden sich bitte mit unserer ausgefüllten Datennutzungsvereinbarung und einer kurzen Darstellung des Projektvorhabens an: ckandler@uni-bremen.de

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Teilnahmezahlen der 1. Welle

Altersgruppen-Studie *

Altersgruppe 14-20 Jahre: 323 Teilnehmende
Altersgruppe 21-30 Jahre: 682 Teilnehmende
Altersgruppe 31-45 Jahre: 382 Teilnehmende
Altersgruppe 46-60 Jahre: 647 Teilnehmende
Altersgruppe >60 Jahre: 372 Teilnehmende

Zwillingsfamilien-Studie (Familien mit kompletten Zwillingspaaren)

Eineiige Zwillinge: 221 Familien
Zweieiige Zwillinge: 352 Familien

Teilnahmezahlen der 2. Welle

Altersgruppen-Studie

Altersgruppe 14-20 Jahre: 142 Teilnehmende
Altersgruppe 21-30 Jahre: 320 Teilnehmende
Altersgruppe 31-45 Jahre: 215 Teilnehmende
Altersgruppe 46-60 Jahre: 522 Teilnehmende
Altersgruppe >60 Jahre: 299 Teilnehmende

Zwillingsfamilien-Studie (Familien mit kompletten Zwillingspaaren)

Eineiige Zwillinge: 207 Familien
Zweieiige Zwillinge: 337 Familien

Teilnahmezahlen der 3. Welle

Altersgruppen-Studie

Altersgruppe 14-20 Jahre: 50 Teilnehmende
Altersgruppe 21-30 Jahre: 260 Teilnehmende
Altersgruppe 31-45 Jahre: 173 Teilnehmende
Altersgruppe 46-60 Jahre: 376 Teilnehmende
Altersgruppe >60 Jahre: 259 Teilnehmende

Zwillingsfamilien-Studie (Familien mit kompletten Zwillingspaaren)

Eineiige Zwillinge: 186 Familien
Zweieiige Zwillinge: 274 Familien

*Für die Zahlen der Teilnehmenden mit Bekannteneinschätzungen besuchen Sie bitte die Englische Version dieser Seite.

**Die Bestimmung der Zygotie basiert auf einem Fragebogenmaß, welches bereits in früheren Zwillingsstudien erfolgreich eingesetzt wurde (z.B. in der Bielefeld Longitudinal Study of Adult Twins und in der TwinLife-Studie: www.twin-life.de). Im Vergleich zu einer DNA-basierten Zygotiebestimmung kommt das Fragebogenmaß in über >90% der Fälle zu einer korrekten Klassifizierung monozygoter (MZ) und dizygoter (DZ) Zwillinge. Im Rahmen der SpeADy-Studie liegen uns keine DNA-Informationen vor, anhand derer wir die fragebogenbasierte Zygotiebestimmung abgleichen können. Daher haben wir uns für zwei alternative Zygotiemaße entschieden, bei denen Informationen aus dem Zygotiefragebogen derart unterschiedlich gewichtet werden, dass die eine Variante zu einer Mindestanzahl (n=240) und die andere Variante zu einer Maximalzahl (n=343) von monozygoten Zwillingen (MZ) über die ersten beiden Wellen hinweg gereicht. Beide Varianten führen zu sehr ähnlichen Zwillingskorrelationen und Erblichkeitsschätzungen über 93 in der SPeADy-Studie erfasste Persönlichkeitsmerkmale hinweg:

Variante 1: 240 MZ und 396 DZ Zwillinge –> Mediane: ICC(MZ) = .430; ICC(DZ) = .198 –> Heritabilität: h² = .398 (im Mittel: .394)

Variante 2: 343 MZ und 293 DZ Zwillinge –> Mediane: ICC(MZ) = .419; ICC(DZ) = .153 –> Heritabilität: h² = .399 (im Mittel: .406)

Die Erblichkeitsschätzungen sind im Median und im Mittel über 93 Merkmale nahezu identisch. Die Intraklassenkorrelationen der MZ und die der DZ Zwillinge über alle 93 Merkmale hinweg liegen bei .894 und .898 , was auf eine hohe Konsistenz der Parameterschätzungen hindeutet. Die zweite Variante führt lediglich zu höheren Beitragsschätzungen von nichtadditiven im Verhältnis zu additiven genetischen Einflüssen.

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